Anatomin's Wege zur esoterischen Erleuchtung im Netz

Sex and Drugs und Psycho-Knacks

Posted in Uncategorized by anatomin on 21. September 2009

Als Nachschlag zum gestrigen Artikel „Drogensekte in der Schweiz?“ bezüglich Garri Rober und seiner Frau einige zusätzliche Fakten:

Garri Rober und seine Elke Pachal sind nicht die ersten Personen, die im Zusammenhang mit dem Guru Samuel Widmer in die Negativ-Schlagzeilen rutschen. So musste etwa vor zwei Jahren Andreas Braun als Leiter des „Zentrums für Suchttherapie“ im Schweizerischen Ort Wimmis den Hut nehmen. Der Vorwurf an ihn, der es selbst ins Parlament schaffte: Er war Mitglied bei der Kirschblütengemeinschaft. Im Parlament wurde damals auch erwähnt, dass Widmer und seine Anhänger „die Gesetze betreffend Ausbeutung Abhängiger und Inzest“ verletzten. Und Hauptthema war natürlich, dass Widmer in seinen Sitzungen Drogen verabreiche.

Aber auch bei den psychiatrischen Diensten des Kantons Solothurn war Widmer ein Thema, nachdem einige Assistenzärzte als Anhänger des Gurus enttarnt wurden. Auch hier der Vorwurf, dass innerhalb der Therapien sexuelle Handlungen mit den Patientinnen stattfänden.

Seit mehr als zehn Jahren irrlichert Widmer mit seinem Gefolge durch die Medien, mal als Drogendoktor, mal als Guru, mal als Patientinnen missbrauchender Psychotherapeut. Und 1995 unternahm ein Journalist einen Selbstversuch, der vielleicht ein wenig erhellt, wie es in den Therapiesitzungen von Garri Rober zu und her ging:

„Es ist vierunddreissig Grad heiss und stickig im Gruppenraum. Die Sonne steht im Zenit, und die Atmosphäre ist spannungsgeladen. Trotz der Hitze brennen kerzen. Dreissig Frauen und Männer zwischen fünfundzwanzig und fünfzig, von freakig bis elegnt, alternativ bis bieder, hübsch und hässlich, sitzen die Wände entlang auf blauen Gummimatten im Kreis, als der silberne Becher mit der farblosen Flüssigkeit die Runde macht. Die Runde trinkt und singt dazu – ein monotones Summen, das plötzlich intensiv und melodisch wird und wieder abflacht. Zwischendurch wird der Kelch aus einem grossen Glaskrug nachgefüllt. Ein Ritual.

Im silbrigen Becher ist kein Wasser, sondern die Wunderdroge Ecstasy, die Tausende von Jugendlichen Wochenende für Wochenende an Raver-Parties einwerfen.Statt in Tablettenform is sie hier in Wasser aufgelöst.

Stunden später. Es ist schwül, und die Stimmung im Raum ist körperlicher als zuvor. Roger, Typ Buchhalter und nicht besonders selbstsicher, hält Barbara, Typ biedere Kindergärtnerin, von hinten umfangen. Ecstasy als Hemmungskiller? Werner, der die Gruppe führt, ruft sie in die Mitte des Raums und leitet die zweite Runde ein. Es geht weiter. Er verteilt LSD in Form von winzig kleinen Papierchen, die alle gut zerkauen sollen. Die dreissig Frauen und Männer bewegen sich zurück an ihre Plätze und legen sich wieder hin. Still sein, in sich hineinlauschen ist angesagt.

Ich befinde mich weder an einer spiritualistischen Veranstaltung noch an einer Sex- und Drogenparty, sondern mitten in einer psycholytischen Sitzung. Unter psycholytischer Therapie versteht man die Verabreichung von Drogen im psychotherapeutischen Proze ss. Der Sinn der Behandlungsform besteht darin, das Spiel mit den Widerständen zu verkürzen, vor allem bei psychosomatischen Patientinnen und Patienten, die sehr verschlossen sind. Denn die Drogen durchbrechen den Seelenpanzer, der die Auseinandersetzung mit dem, was war und ist, verhindert.

Werner ist kein Drogendealer und auch kein Sektenführer. Er ist Arzt.

Um hier teilzunehmen, musste ich mich in die Illegalität begeben und mit mir dreissig andere. Denn die Psychotherapie mit Psychedelika in Form von Ecstasy und LSD ist in der Schweiz seit Ende 1993 wieder verboten.

[…]

Die Körperlichkeit in der Gruppe ist permanent fühlbar. Ich realisiere sie, als Werner uns nach der Einnahme von Ecstasy nach einer längeren stillen Meditation auffordert, in der Mitte des Raumes zusammenzurücken. Bei manchen Leuten ist sie einfach da, g anz natürlich und gar nicht störend, bei anderen fällt sie mir unangenehm auf. Mein persönliches, unausgesprochenes Abgrenzungsbedürfnis wird respektiert. Die Gruppe ist sensibel.

Kurze Zeit nach der Einnahme von 120 Mikrogramm LSD spüre ich Anzeichen einer Wirkung: Die Körperwahrnehmung ist verändert, die Gefühle kommen mit aller Kraft hoch. Verletzungen von früher und heute brechen auf. Nichts Neues, aber Verdrängtes. Werner mun tert dazu auf, sich darauf einzulassen, keinen Widerstand zu leisten, die Substanz auf alle Ebenen und Energiezentren (Chakren) wirken zu lassen.

Es ist viel Schmerz, Angst und Leid da. Einige schluchzen laut. Ich realisiere dies selbst zu einem Zeitpunkt, da ich mit geschlossenen Augen zutiefst mit meinem ungeschminkten Spiegelbild beschäftigt bin. Und obwohl hier jeder seinen persönlichen Rucksa ck mitbringt, angefüllt mit den Leiden und Freuden von früher und heute, ist die Reise eine gemeinschaftliche. Werner gibt immer wieder Anleitungen und spielt Musik. Gemeinsam mit Franz, seinem Assistenten, ist er voll präsent. Beide sind da, wo Unterstü tzung benötigt wird, und ich erlebe in diesem neuen Rahmen erstaunlich grosses, umfassendes Vertrauen, das über den viertägigen Workshop hinaus anhält.

Stunden später öffne ich meine Augen wieder und blicke in die Runde. Noch bin ich damit beschäftigt, mir meine Einsichten zu merken. Ich beobachte die Gruppe. Manche sind ganz für sich, viele sehen verändert und tieftraurig aus. Der gestern so distanzier t wirkende Peter hält mit abgehobenem Blick die Hand von Inge. Pia sitzt wie erstarrt rittlings auf Rolf, und ich frage mich kurz, ob ich versehentlich in einer Tantra-Gruppe gelandet bin. Da ist echte, liebevolle zwischenmenschliche Nähe neben banaler z wischengeschlechtlicher Aufdringlichkeit. Werner und Franz sind seit Stunden präsent, provozieren, beruhigen und unterstützen. Mehr als einmal mahnt Werner: «Und wenn ihr jetzt körperliche Nähe von jemandem sucht, fragt euch gut, warum…»

Nach einer Pause beginnt die etwa einstündige Integrationsphase. Es geht darum, alle Stationen der Reise noch einmal zu durchleben, sich die tiefen Erkenntnisse zu merken. Herzzerreissende Musik, die mich an gefühlvolle Filmepen mit weiten Landschaften e rinnert, führt noch einmal von Einsicht zu Einsicht. Es ist die Phase, in der sich die Chakren langsam wieder schliessen. Hier stellt sich auch für jede und jeden die Frage, ob wir bereit und in der Lage sind, Risiko und Verantwortung für mehr Offenheit und Verletzlichkeit zu übernehmen.

Es ist zehn Uhr abends, dunkel geworden draussen, und die Gruppe landet zurück in irdischen Gefilden. Vieles sehe ich jetzt klarer und ehrlicher.

Ein gemeinsames Essen bildet den Abschluss der psycholytischen Sitzung. Die Stimmung ist eher still. Jene, die reden mögen, flüstern. Der gegenseitige Umgang ist ein behutsamer und sorgfältiger. Langsam gehen die Leute auseinander.“

Interessant dürfte in diesem Zusammenhang sein, was eine Blog-Leserin zu Manuel Schoch vor drei Monaten schon berichtete: „Mindestens einer seiner Mitarbeiter bietet auch Drogenseminare an – dabei wird Exstasy und LSD verabreicht. […] Immer wieder kommt es zu einem Missbrauch von abhängigen Patientinnen.“

Gut möglich also, dass sich die Widmer’schen Lehren, die einem Sex und Drogen unter dem Deckmantel der Therapie erlauben, doch tiefer im Eso-Kuchen verwurzelt sind als viele wahrhaben wollen. Dass dabei die Krankenkassen solchen Quatsch berappen, ist dann nur noch das Sahnehäubchen auf dem Gipfel des Zynismus.

Die Kirschbaumblütler - hier in fröhlich grinsender Selbstdarstellung - stehen schon seit Jahren unter Beschuss.

Die Kirschbaumblütler - hier in fröhlich grinsender Selbstdarstellung - stehen schon seit Jahren unter Beschuss.

Drogen-Sekte in der Schweiz?

Posted in Uncategorized by anatomin on 20. September 2009

„Psycho-Experiment mit tödlichen Drogen“ titelt der Spiegel in seiner Online-Ausgabe (Spon), und es liegt auf der Hand, dass hier die Spuren in die Esoterik-Szene führen.

Dass ich am Ende dann aber in der Schweiz landen würde, hatte ich nicht erwartet.

Aber fangen wir von Vorne an, am besten mit einem Zitat aus dem Spon: „Tödliches Experiment eines Berliner Psychotherapeuten: Seine zwölf Opfer bekamen einen teuflischen Cocktail aus verschiedenen Drogen, der ihr Bewusstsein erweitern sollte. Zwei Männer starben, ein anderer liegt im Koma. Die Polizei ermittelt wegen Mordverdachts, es wurde Haftbefehl erlassen.“

Das Bewusstsein sollte erweitert werden? Das kann nun angesichts der tragischen Umstände nur noch als zynisch empfunden werden. Aber: Woher hat der „Psychotherapeut“ seine Weisheit? Betrachten wir mal seinen Namen: „Garri Rober“, und nebenan praktiziert Elke Pachal, wie uns dieses Bild zeigt.

Das Therapeuten-Haus

Das Therapeuten-Haus

Diese beiden Ärzte hatten für das nächste Jahr mindestens zwei Veranstaltungen geplant:

  • Juni: Vortrag in Berlin; Näheres über Elke Pachal, Bertramstrasse 93, D-13467 Berlin,
    Tel: 0049´(0)30´2820634, e-mail: garik@freenet.de
  • Juni: Berlin-Seminar zum Thema: Heimat finden, Heimat schaffen, Heimat sein. Dieses Treffen findet wie immer in Finkenwerder statt.
    Anmeldung und Organisation: Garik Rober, Bertramstrasse 93, D-13467 Berlin,
    Tel: 0049´(0)30´2820634, e-mail: garik@freenet.de

    Wie immer? Das scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass Garri Rober mit dem Anbieter des Seminars schon einige Zeit in Kontakt stand. Und hier landen wir nun in der Schweiz. Denn das Seminarangebot findet sich auf der Homepage von Samuel Widmer Nicolet, der in Lüsslingen in der Schweiz die „Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität Nenningkofen-Lüsslingen“ betreibt. Seine Partnerin – auch beruflich – ist Danièle Nicolet Widmer, außerdem sitzt Marianne Principi mit im Boot, respektive mit in der „Praxis und Seminarhaus Hof zur Kirschblüte“.

    Aber diese „Universität“ beherbergt auch das „Fröschernhaus“, wo mit Kunst, Kultur, Ökologie und Naturerfahrung für allerlei schrägen Esoterik-Humbug geworben wird. Und hinter allem steht offensichtlich wieder Samuel Widmer, der auf seiner Homepage mit „Fakten zur Psycholytischen Psychotherapie“ aufzuwarten behauptet – also just dem Thema, das in Berlin zu den Todesopfern führte. Wie die Fakten aussehen? Nun, Widmer hat so weltbewegende Bücher wie „ecstasy – die User-Fibel“ verfasst sowie LSD und Ecstasy in seinen Psychotherapeutischen Sitzungen angewendet.

    Da fragt sich, ob die Schweizer Behörden ihm dies bewilligt haben. Falls „Ja“, dann wäre dies, gelinde gesagt, ein Skandal.

    Denn allein schon ein Blick auf die obskuren Schriften von Widmer müssten reichen, um ihn zumindest als geistig „fragwürdig“ einzustufen. Ob Bill Gates oder der Papst, ob Marcel Ospelt oder Gott: Niemand, an den er nicht einen Brief geschrieben hätte. Und wenn man die Liste seiner Bücher begutachtet, kommt man zum Schluss, dass er neben dem Therapieren wohl viel Zeit für noch mehr Unsinn zur Verfügung hat.

    Und schließlich ist er auch das Zentrum einer Sekte, die sich „Kirschblütengemeinschaft“ nennt. Sie beschreibt sich wie folgt: „Wir sind eine noch junge, kinderreiche Gemeinschaft (Gründung ca. 1996/97) von ca. 75 Erwachsenen und 60 Kindern, die sich vor allem in Nennigkofen, Lüsslingen, Solothurn und Umgebung im Schweizer Mittelland niedergelassen hat. Aber auch weiter entfernt und im Ausland befinden sich Menschen, die mit uns im Herzen verbunden sind. […] Das, was uns aber zusammengeführt hat, ist vor allem unser Interesse an der Selbsterkenntnis.

    Gut möglich, dass unser Berliner Ärztepaar also Mitglied dieser Sekte ist. Und damit wäre diese Organisation wohl auch in der Schweiz ein Fall für den Staatsanwalt.